Polarregion
Durch endlos scheinende Wälder fuhren wir Richtung Norden, machten dabei einen Abstecher zum Storfossen. Dieser Wasserfall überwindet einen Höhenunterschied von 80m auf einer Länge von 5km. Der spektakulärste Abschnitt sind die sprudelnden und wirklich riesigen Stromschnellen im Tal (im Frühsommer sicherlich verstärkt durch Schmelzwasser aus den Bergen).
Am Mittag erreichten wir den Polarkreis (66,5° nördlicher Breite). Ein Rastplatz mit Information und Kennzeichnung des Breitengrades auf der Strasse, bzw. ein grosses Schild lässt uns ihn nicht verpassen. Einen Souvenirshop gibt es auch.
Weiter gings nach Jokkmokk, 7 km nördlich. Wir übernachteten auf dem örtlichen Campingplatz. Sehr schön ist der Botanische Garten (im Sommer tgl. von 12 - 19 Uhr geöffnet, ca. 3 Euro Eintritt) inmitten der Stadt. Zu sehen sind viele verschiedene Arten von Pflanzen und Bäume der Fjäll-Landschaft. Er gehört zu Ajtte, dem Samenmuseum. Dieses befindet sich gegenüber der neuen Kirche und zeigt anschaulich die Geschichte und das Leben der Samen. Zahlreiche Gebrauchsgegenstände, Kleidung und Waffen verdeutlichen das. Im Ort befinden sich außerdem Handwerksgeschäfte, eine Galerie des bekannten schwedischen Naturphotografen Edvin Nilson, sowie die alte Kirche der Samen. Ende Juni lohnt sich besonders ein Ausflug auf den Storknabben, einem Aussichtspunkt von welchem man die Mitternachtssonne gut beobachten kann.
Das Phänomen der Mitternachtssonne bedeutet, dass die Sonne am Mittsommernachtstag (22.6.) am Polarkreis nicht untergeht. Das allerdings nur theoretisch weil man sicher Berge oder Bäume vor dem Horizont hat (außer auf einem Aussichtsberg halt). Je weiter im Norden man sich aufhält um so länger wird der Zeitraum der Mitternachtssonne. Am Nordkap z.B. sind es gute 2 Monate in denen die Nacht nicht dunkel wird sondern nur in eine lange Abend- und Morgendämmerung übergeht. Für den Winter heißt das allerdings auch bis zu 2 Monate mehr oder weniger Dunkelheit ohne Sonne.
Kiruna
Kiruna ist die nördlichste Großstadt Schwedens, von Ende Mai bis Mitte Juli ist es rund um die Uhr taghell (Mitternachtssonne). Im Winter dafür kaum. Hier befindet sich die größte Eisenerzgrube der Welt in dem halbabgetragenem Berg Kiruna-vaara (vaara=Berg). Die Eisenerzgrube der LKAB (Luossavara Kiruna-vaara Aktiengesellschaft) produziert 20 Mio. Tonnen pro Jahr, 75% für den Export. Der Transport erfolgt per Bahn nach Narvik (Norwegen) sowie Lulea und von da per Schiff in alle Welt. Das Vorkommen reicht noch die nächsten einhundert Jahre. Wir besichtigten die Grube (im Sommer stdl. von 10 - 16 Uhr, Eintritt ca. 15 Euro). Als Einführung gab es einen Film über den Erzabbau und Weiterverarbeitung zu sehen. Der Abbau erfolgt mittlerweile fast vollautomatisch, so dass man davon im Bergwerk kaum was sehen kann. Anschließend fuhren wir mit einem Bus ins LKAB-Gelände und im Berg auf ein Niveau von 540 m unter der füheren Bergspitze. Im Berg ist ein richtiges Straßennetz und es herrscht reger Verkehr in fast absoluter Dunkelheit. Unten angekommen schloss sich eine Führung an, diese dauerte eine Stunde, anschliessend hatten wir noch Zeit das Museum im Grubeninneren anzuschauen - Geräte und alte Technik ist ausgestellt. Über Fenster kann man die automatischen Förderkörbe sehen die nach oben fahren. Anschließend wird das Eisenerz zu einer Art Pellets verarbeitet und über die Erzbahnlinie nach Narvik in Norwegen zum Hafen gebracht. Auf unserer Norwegen-Reise 2008 besuchten wir auch Narvik und schauten uns das Endziel der Eisenerzreise in Narvik an.
Inzwischen sind Pläne bekannt, nachdem das gesamte Stadtzentrum „verschoben“ werden soll und neu errichtet wird um Einstürze infolge des Abbaus zu vermeiden. In den nächsten Jahrzehnten soll Kiruna um einige Kilometer „zur Seite rücken“. Näheres dazu im Bericht unseres Besuches 2017.
Ausflugsziele in der Umgebung
Eishotel
südlich, im Sommer vertsändlicherweise nicht allzuviel zu sehen. Nur in einer „Kühlhalle“ sind einige eisige Impressionen, Bilder und Karten im Shop
Raketenanlage „Esrange“
45 km nördlich, dient zum Abschuss von Forschungsraketen
Kebnekaise
höchster Berg Schwedens, 90 km westlich, Besteigung für erfahrene Berggänger in ca. 8 Stunden möglich
Abisko Nationalpark
95 km nordwestlich , großes Naturschutzgebiet
Auf dem Weg zurück gen Süden fuhren wir durch Gällivare - ebenfalls bekannt durch den Erzabbau, ein versunkener Stadtteil erinnert daran (ein Teil des Bergwerkes eingestürzt), keine Besichtigung möglich. Nach kurzer Stadtbesichtigung fuhren wir ca. 5 km westlich der Stadt auf den Berg Dundret (893 m ü.d.M.). Das gleichnamige Freizeitzentrum bietet Sommer wie Winter gute Sportmöglichkeiten. Wir genossen lediglich die herrliche Aussicht ehe wir uns aufmachten zum Muddus Nationalpark (ca. 40 km von Jokkmokk), wo wir am nächsten Tag zu einer Wanderung aufbrechen wollten. Leider kamen wir nicht allzuweit da wir von einem kräftigen Gewitter überrascht wurden. Ansonsten kann man in diesem Nationalpark eine große (etwa 23 km) oder eine kleinere Runde laufen, vorbei an Schlucht, Wasserfällen, Vogelbeobachtungsturm, seltenen Pflanzen.
Lulea
Gammelstad Lulea ist das älteste und größte Kirchdorf Schwedens. Dort stehen etwa 500 kleinere und größere rote Holzhäuser rund um die Kirche gruppiert. Dieses ist die Altstadt Luleas und befindet sich 10 km westlich der Stadt. Die Kirche stammt aus dem 14. Jh. mit einem niederländischen Barockaltar. Besucherzentrum und Kirche tgl. geöffnet 9 - 18 Uhr, Führungen möglich. Das Gelände des Kirchdorfes ist wie ein normales Dorf begehbar. Die idyllischen roten Häuschen kuscheln sich rund um die Kirche. Manche Häuser sind ständig bewohnt, wie der Gasthof, andere nur am Wochenende oder zu bestimmten Anlässen. Kirchdörfer sind entstanden um weit entfernt wohnenden Kirchgängern eine Übernachtungsmöglichkeit an der Kirche zu bieten. Man findet in Schweden viele andere Kirchdörfer jedoch nicht in der Größe und Ursprünglichkeit.
Ein weiteres Beispiel dafür ist Vilhelmina mit etlichen Reihenhäusern in der Nähe der Kirche. Diese werden heute als Wohnung und Hotel genutzt.
In Arvidsjaur findet man eine sog. „Lappstad“. Die einfachen Holzkaten gehören den Waldsamen und werden heute noch bei bestimmten Festen und Anlässen bewohnt. Die mehrstöckigen Neubauten gleich nebenan ergeben einen starken Kontrast. Alle Stätten kann man kostenfrei besuchen, bei Vilhelmina und Arvidsjaur etwa 1 Std. einplanen, bei Lulea Gammelstad 2.5 Std.