
Pyrenäen
Auf in die Berge
Wir hatten wieder kein Frühstück
im Hotel bezahlt (3,50 € p.P.) sondern holten unsere Vorräte und
den Kocher aus dem Auto und frühstückten auf der Picknickbank vor
dem Hotel. Im Supermarkt stockten wir unser Proviant auf für
den Bergtrip. Dann machten wir uns auf den Weg in die Pyrenäen.
Es war die 12.Etappe nach La Mongie am nächsten Tag zu der wir wollten. Im
Bergort St.Marie-de-Campan, wo der Weg nach La Mongie abzweigt, fuhren wir
erstmal in diese Richtung um zu schauen wie dort die Situation ist. Aber
nach ein paar Kilometern bergauf wurde klar, hier ist schlecht ein Fleckchen
zu bekommen und die guten Stellen waren lange besetzt. Also machten wir gleich
kehrt und fuhren in Richtung Col d'Aspin, dem zuerst bevorzugten Ziel. Wir
fuhren die spätere Abfahrt der Radfahrer hinauf, selbst da standen schon
einige Wohnmobile. Wir ahnten nichts Gutes was die Stellplätze betrifft,
zumal wir die Örtlichkeiten auch nicht kannten. Oben war dann doch eine
Art Plateau wo auch schon Zelte und Autos standen. Wir fuhren trotzdem noch
ein Stück auf der anderen Seite bergab. Aber auch dort waren die guten
Plätze schon belegt. Also fuhren wir wieder aufs Plateau und fragten
dort nach einem Platz für Auto und Zelt. Das war recht gut organisiert,
es gab ausgewiesene Flächen für Autos, Zelte, Wohnmobile, Rotes
Kreuz, Fernsehen usw. Das Zelten kostete 5 €, es heißt wohl das
es normalerweise nichts kosten
sollte,
aber dafür das man die Bergweiden zerfurcht und Müll hinterlässt
ist es schon in Ordnung. Wir suchten uns einen halbwegs erträglichen
Standplatz zwischen Kuhfladen auf der 20° steilen Wiese. Dafür kriegten
wir einen unbezahlbaren Ausblick ins Tal, mit Sicht auf die aufsteigende
Straße.
Wir machten Mittag und genossen erstmal das schöne, wenn auch sehr heiße
Wetter. Später machten wir dann einen Rundgang und stiegen auch mal
ein wenig auf den Hang hinauf. Wir lernten ein paar Radsportfans aus dem
Erzgebirge kennen, die wir gleich etwas nach ihren Erfahrungen mit der Tour
ausfragten. Man kann immer von so was profitieren,
auch
wenn's nur kleine Tipps sind. Abends versuchten wir so ein Einmal-Pocketgrill
in Gang zu bringen, was aber wegen dem heftigen Wind scheiterte. Wir brutzelten
dann was in der Pfanne, etwas Rotwein dazu, was will man mehr. Nach 22 Uhr
waren wir noch mal unten an der Imbissbude und am Feuer was dort brannte.
Wir beobachteten die Tour Techniker, die die Bergwertung aufbauten. Hinter
unserem Zelt war sowieso noch Partystimmung der baskischen Jugend, so das
noch nicht an Schlaf zu denken war. Das Schlafen war dann auch anstrengend,
weil man alle 2 Stunden aufgrund des Gefälles im Zelt runtergerutscht
war und sich erst wieder neu ordnen musste.
11.Etappe | ![]() |
Moncoutié | ![]() |
McEwen | |||
St.Flour - Figeac | ![]() |
Voeckler | ![]() |
Virenque |
Am Morgen musste man feststellen, dass
es manche über Nacht nicht geschafft haben ihre Notdurft weiter wegzubringen
als vor das eigene Zelt. Das muss man sich mal vorstellen, den Hunden bringen
sie bei nicht in die Wohnung zu sch***en und selber... Na jedenfalls machten
wir Frühstück und bauten dann unsere Stühle auf der Böschung
an der Straße auf. Wir hatten am Vortag noch ein Paar aus Brandenburg
kennen gelernt, mit denen saßen wir da jetzt an der Straße und
abwechselnd im Schatten am Zelt. Die meisten Leute bauten dann schon ihre
Zelte ab und suchten sich einen Platz an der Straße. Wir verstauten
auch unsere Sachen, ließen das Zelt aber stehen. Nach dem Mittag kamen
dann die ersten Wolken über den Berg gezogen. Wir waren aber guter Dinge
das es heute nicht regnen würde. Als es doch anfing waren es noch etwa
3 Stunden bis zur Ankunft der Fahrer - es hört bestimmt bis dahin wieder
auf. Wir hockten im glücklicherweise noch nicht abgebauten Zelt, gingen
bloß mal kurz zur Werbekarawane raus und erwischten eine Winkehand
und andere Kleinigkeiten. Es hörte nicht auf zu regnen. Wir sahen schon
die ersten Fahrzeuge der ersten Fahrergruppe die Straße hochkommen
und es regnete immer noch. Wir gingen mit Schirm vor an die Böschung.
Es ist
eine
unglaubliche Spannung bevor die ersten Fahrer kommen. Man sieht schon lange
die Autos und die Hubschrauber aber es dauert unendlich lange bis sie da
sind. Als Spitzenreiter kam Rasmussen auf dem Aspin an, gefolgt von der ersten
Gruppe mit allen Favoriten. In dem Moment hörte es auch endlich auf
zu regnen und wir konnten den Rest des Feldes ohne Schirm beobachten. Hinter
Rasmussen sprinteten Virenque und Moreau um die weiteren Bergpunkte. Nachdem
das Schlussfahrzeug durch war, setzte sofort die Abreise der Fans ein. Unter
Umständen hat man so noch Glück und es geht ohne Stau ab. Da wir
sowieso eingeparkt waren hatten wir Zeit (Merke: so parken das man immer
schnell rauskommt!). Das Zelt trocknete schnell in der Sonne die sich wieder
zeigte. Neben unserem Auto saßen noch ein paar Franzosen vor dem Fernseher
und sahen sich den weiteren Verlauf der Etappe an. Wir schauten auch noch
das Finale der Etappe an und den Moment als sie Ulle "stehen" ließen.
Nachher
war unser Auto frei, wir packten den Rest zusammen und fuhren bergab. Das
letzte Drittel des Weges bis zur Hauptstraße im Tal war Stau, aber
das ist ganz normal wenn jeder unten am Stoppschild halten muss und kein
Polizist weit und breit mal den Verkehr regelt und den Stau entschärft.
Aber das haben wir später noch öfter gemerkt. Vorher ist alles
abgesichert und gesperrt mit Dutzenden Polizisten, wenn die Tour durch ist,
kann man zusehen wie man am besten wegkommt. Wir fuhren in Richtung Col de
Portet d'Aspet, zur nächsten Etappe mit Ziel auf dem Plateau de Beille.
Bis dahin hatten wir keine Ahnung wo wir Übernachten wollten. Jedenfalls
wollten wir nicht aufs Plateau rauf. Wir fuhren ein ganzes Stück den
Verlauf der Etappe entlang. Das klappt ja aufgrund der Ausschilderung der
Tourstrecke einen Tag vorher ganz prima. Überall waren die gelben Richtungspfeile,
wir haben aber keinen abgemacht bevor nicht die Tour durch war, obwohl es
verlockend war. Das sollte man nicht machen, aber daran halten sich bestimmt
nicht viele. Die Etappe führte durch viele kleine Dörfer am Rande
der Pyrenäen, die bei der Gelegenheit oftmals eine neu asphaltierte
Straße bekamen. Selbst an eher unbedeutenden Bergen wie dem Col des
Ares oder Col de Buret standen an diesem Vorabend schon die Wohnmobile oder
Zelte. Das hätte ich so nicht erwartet.
Wir
fuhren letztlich den Col de Portet d'Aspet rauf, hielten mal kurz an der
Gedenkplatte für Fabio Casartelli und dem Denkmal was erst am nächsten
Tag enthüllt wurde. Oben auf dem Pass war, wie für uns gemacht
ein Zeltplatz, der sich mit großen Hinweisschildern und Imbissangebot
gut auf den größeren Ansturm vorbereitet hatte. Der Zeltplatz
war terrassiert mit Rasenstellplätzen, Dusche und WC war in Ordnung
(8 €). Wir bauten unser Zelt auf und ließen den Abend im Restaurant
bei Pizza und Wein ausklingen.
12.Etappe | ![]() |
Basso | ![]() |
McEwen | |||
Castellsarrasin - La Mongie | ![]() |
Voeckler | ![]() |
Virenque |
Der
nächste Morgen begann unruhig, draußen war schon reger Verkehr.
Die Zeltplatzbetreiber haben den Platz auch gleich als Tagesparkplatz vermietet
und da zeigte sich wieder das die Franzosen nicht Auto fahren können.
Weil es auf die oberste Terrasse sehr spitz und steil um die Kurve ging,
wussten einige nicht wie sie das anstellen sollten. Kurzerhand wurde unser
neben dem Zelt stehender Tisch samt Stühlen beiseite geräumt und
dort geparkt. Wir haben zwar gleich ordentlich unseren Unmut darüber
kundgetan, aber das haben die Franzosen wohl eh nicht verstanden. Aber man
muss sich ja nicht gleich alles gefallen lassen. Auch die Parkordnung ließ zu
wünschen übrig, es wurde sich einfach hingestellt, egal ob man
so Platz verschwendet oder nicht. Erst als ein Einweiser vom Zeltplatz kam,
ging's reibungsloser. Wir frühstückten trotzdem gemütlich und
machten uns dann auf den Weg an die Strecke. Ca. 1 km liefen wir von der
Bergwertung aus bergab, an eine Kurve wo man die Fahrer auch schon von der
vorhergehenden Kurve aus kommen sah. Dann warteten wir auf die Werbekarawane,
um mehr Chancen zu haben was abzubekommen verteilten wir unsere Positionen
etwas. Diesmal bekamen wir auch die verschiedensten Dinge vor die Füße
geworfen, Schlüsselanhänger, Rosinenkuchen, Cracker mit Käsedip,
am spendabelsten waren die Leute vom Champion Supermarkt mit den rot gepunkteten
Kappen, da hatten
wir
zu Ende der Tour bestimmt 5 Stück von. Dann ging's wieder relativ schnell,
die Tourfahrzeuge kamen in dichterer Folge, Gendarmerie und Teamautos. Die
erste Gruppe mit Voigt und Chavanel kam mit 4 Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld,
dazwischen war noch Rasmussen. An der Stelle, wo wir standen, hatten wir
auch relativ viel Platz so konnte man auch ein Stück mit rennen, wenn
man wollte. Dann kam das Feld unter Führung von US Postal, einige abgehängte
Fahrer und die Karawane von Teamfahrzeugen, das war's, wir konnten den Rückzug
antreten. Am Auto machten wir noch ein Picknick bevor wir uns ins Tal und
Richtung Autobahn aufmachten. Die Fans, die an der Ausfahrt vom Zeltplatz
saßen, verabschiedeten jedes Fahrzeug euphorisch. Wir kamen gut den
Berg runter und auf die Autobahn Richtung Carcassonne. Dort kamen wir gegen
17 Uhr an und steuerten, wie könnte es anders sein, das Formule
1 Hotel an (30 €). Das war entgegen unseren Befürchtungen nicht
ausgebucht,
immerhin startete die nächste Touretappe hier, und wir bekamen schnell
ein Zimmer. So konnten wir im Fernsehen das Finale der Etappe auf dem Plateau
de Beille sehen. Ich glaube, dass die Formule 1 Hotels unter dem Standard
der Tour für Übernachtungen
liegen. Wir sahen nur japanische Journalisten und ein paar Haribo-Leute aus
der Werbekarawane im Hotel. Abends unternahmen wir noch einen Ausflug ins
Zentrum um schon mal die Lage des Fahrerlagers auszuchecken. Die Schilder
waren schon angebracht und die letzten Pkws aus der Parkverbotszone wurden
abgeschleppt, so dass der Aufbau beginnen konnte. Wir fanden noch ein Restaurant
am zentralen Platz wo es sogar Live-Musik gab.
13.Etappe | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Hushovd | |||
Lannemezan - Plateau de Beille | ![]() |
Voeckler | ![]() |
Virenque |
Carcassonne
ist bekannt für die komplett erhaltene mittelalterliche Stadt mit Befestigungsanlage.
Diese liegt auf einem Hügel, etwas am Rande der eigentlichen „neuen“ Stadt.
Einen guten Blick darauf hat man von der alten Brücke aus Richtung Stadtzentrum
sowie von der Autobahn aus, wo es extra einen Parkplatz gibt. Wir parkten
notgedrungen auf dem kostenpflichtigen Platz an der Festung, weil es im Zentrum
sonst schwierig würde das Auto abzustellen. Außerdem hatten wir
vor, uns am Nachmittag dieses UNESCO Weltkulturerbe anzusehen. Von der Cité Medievale waren
es 20 min Fußweg zum Tourstart. Man überquert eine ebenfalls mittelalterliche
Brücke. Wir waren ca. zweieinhalb Stunden vor dem Start da und es war
schon wieder proppevoll. Um einen Platz an der Bühne zu bekommen muss
man sich wohl schon 7 Uhr hinstellen,
aber
dazu hatten wir keine Lust. Wir umrundeten das ganze abgesperrte Areal von
Fahrerlager und Village du Tour (dem Servicebereich für Presse
und VIPs) und stellten uns an den Zaun, wo die Busse später stehen würden.
Und wieder hatten wir glücklicherweise einen guten Griff gemacht. So
nach und nach kamen die ersten Teams und bauten sich auf. Die Techniker bereiten
die Räder vor und Presse und Fernsehen versuchen noch Interviews zu
bekommen. Viele Fahrer fahren sehr zeitig zum Einschreiben, andere erst kurz
vor knapp. Wie gesagt, wir standen recht günstig, denn vor uns war die
Straße, die frei bleiben musste um zum Start zu kommen. So kamen eben
viele Fahrer direkt an uns vorbei gefahren, weil das einfacher ist als sich
durch die Busse zu schlängeln. Auch Lance Armstrong
kam
vorbei und war sehr gut gelaunt. Vielleicht hätte er sogar sein Buch
signiert aber das hatte ich im Rucksack, wer rechnet denn mit sowas, ging
auch ziemlich schnell. Dann rollten die Fahrer zum Start und es ging wieder
los, da war keine Chance mehr hinzukommen bei den vielen Leuten. Hier
hatte sich auch die Polizei affig mit den Absperrungen, sie hatten wohl noch
keine Genehmigung diese zu öffnen, obwohl alle Fahrzeuge durch waren
und sich auf der anderen Seite die Leute längst selbst Platz geschaffen
hatten. So kam ich „zu spät“ zu einem Richtungspfeil am Straßenschild,
da machte sich
schon
ein Franzose drüber her. Er kam aber nicht ran, weil das Schild mit
einem Stahldraht festgezwirbelt war. Ich ging mit meiner Zange hin und deutete
an, dass ich es nehmen würde. Da winkte er ab, gut dann sieh zu wie
du es abbekommst, mit meiner Zange nicht. Er schimpfte und rief uns was hinterher,
aber warum sollten wir nicht mal rücksichtslos sein, wenn man einige
rücksichtslose Franzosen erlebt. Wir liefen wieder zurück zur Mittelalterstadt.
Diese ist komplett umschlossen von zwei Mauern mit Türmen. Es ist im
Grunde eine Stadt für sich, mit Kirche, Schloss, engen Gassen und Plätzen.
Man gelangt über die Zugbrücke durch die äußere Mauer.
Zwischen äußerer und innerer Mauer kann man herumlaufen, es gibt
hier und da interessante Blicke über die "neue" Stadt.
Die Cité Medievale an
sich kostet keinen Eintritt, nur wenn man das Schloss, die Kirche oder Museen
besuchen will. Das Geld kann man aber auch so loswerden in einem der vielen
Restaurants oder Souvenirshops. Nachmittags fuhren wir dann noch weiter,
es lockte das nahe gelegene Mittelmeer. Wir landeten in Marseillan-Plage,
einem typischen Urlaubsort kurz vor Montpellier. Eine Strandpromenade mit
jeder Menge Shops und Restaurants, dahinter Wohnbunker, Zeltplätze und
Vergnügungspark. Wir fanden einen Zeltplatz zwei Straßen
vom Meer weg, der uns notgedrungen 22,66 € abnahm für eine Übernachtung.
Von der Ausstattung her wäre er auch nicht mehr wie 8 € wert gewesen.
Man bezahlt halt die Lage am Mittelmeer teuer dazu. Ich möchte nicht
wissen, was ein Platz direkt hinter der Düne kostet. Definitiv kein
Ort für 14 Tage Urlaub, für uns jedenfalls nicht.
14.Etappe | ![]() |
Gonzalez | ![]() |
McEwen | |||
Carcassonne - Nimes | ![]() |
Voeckler | ![]() |
Virenque |