
Finale in Paris
Wir wurden 2 Uhr morgens unsanft von einem
Gewitter geweckt. Das artete schließlich noch in Hagelschauer, mit
bis zu 3 cm großen Hagelkörnern aus. Auf den ersten Blick schien
der Hagel, vor allem am Auto, keinen Schaden gemacht zu haben. Zu Hause entdeckten
wir aber dann doch etliche Beulen als Urlaubsmitbringsel. Später am
Morgen war alles wieder gut und wir brachten das Zelt sogar trocken ins Auto.
Wir hatten uns überlegt bei dieser Etappe zur Verpflegungskontrolle
zu fahren und
die Vorbeifahrt dort zu erleben. Die Verpflegungszone war vor der Ortschaft
Lavans lés St. Claude im Juragebirge eingerichtet und insgesamt, wie üblich,
3 km lang. Als wir dort ankamen, waren wir total überrascht, dass die
Straße schon von Wohnmobilen und Autos gesäumt war, von denen
bestimmt einige seit dem Vortag dort standen. Dass selbst bei
so einer einfachen Durchfahrt hunderte Leute stehen, hätten wir auch
nicht gedacht. Dadurch, dass die Zone so lang ist, weiß man natürlich
nicht wo die Teams sich platzieren um ihre Fahrer zu versorgen. Wir standen
ziemlich am Ende der Zone und haben keine Proviantübergabe mehr gesehen,
nur noch kauende Fahrer. Doch erst mal hieß es ein Nickerchen im Auto
machen, es regnete noch, dann was zu Mittag gekocht und beim Nachbarn im
Fernsehen den Zwischenstand geschaut. Bei der Werbekarawane blieb diesmal
wenig für
uns übrig, es gab jede Menge Rentner und Kinder, die sich um die give-aways prügelten.
Was wir bekamen, waren wieder rotgepunktete Champion Mützen und Schlüsselanhänger.
Dann hörte man schon die Hubschrauber und es kam die erste Gruppe. Zu
der gehörten Mercado, Garcia Acosta, Lotz, Joly und Flecha. Das Hauptfeld,
unter Kontrolle von US Postal und mit einem
entspannten
Lance Armstrong kam über 11 min später. Dann sahen wir zu, dass
wir wegkamen, vielleicht schaffen wir es noch zum Ziel. Von der guten Stunde
die bis dahin noch Zeit war, verging eine halbe bis wir aus dem Abfahrtsgewühl
heraus waren. Schließlich mussten noch einige französische Sonntagsfahrer überholt
und ein Sperrschild überfahren werden bei der Einfahrt in die Stadt.
Wir schafften es aber tatsächlich noch vor dem Feld in Lons-les-Saunier
zu sein und erreichten die abgesperrte Strecke kurz vor der Flamme rouge.
Das Spitzensextett war zerfallen, die Führenden hießen Mercado
und Garcia Acosta. Die beiden gingen auch zuerst auf den letzten Kilometer,
gefolgt von den anderen vier Ausreißern mit 20 Sekunden Rückstand.
Mercado gewann die Etappe. Das Hauptfeld erreichte mit 11 Minuten Rückstand
den Kreisverkehr an dem wir standen und schoss bei der Ausfahrt nur wenige
Zentimeter an uns vorbei. Dabei sollte niemand der Zuschauer was durch die
Gitter stecken oder sich zu weit darüber lehnen. Es dauerte dann noch
eine Weile bis die Gitter zur Seite geräumt waren und wir wieder fahren
konnten, wir mussten quer durch den Ort zur Autobahn nach Norden. Auf
der kamen wir noch bis Dijon. Am Stadtrand war ein riesiges Gewerbegebiet
und Shoppingcenter. Da wollten wir eigentlich
wieder
ins Formule
1 Hotel, aber keine Chance, alles ausgebucht, ebenso wie die Dutzend
anderen Hotels und Motels drum herum. Als einziges gab es Zimmer für über
60 €, aber das wollten wir wieder nicht. Etwas verzweifelt fuhren wir
erstmal ein Stück weg von der Vorstadt, hinauf in die Dörfer. Als
Erstes kamen wir an Corcelles vorbei und ich dachte, fahren wir doch mal
ins Dorf rein. Tatsächlich gab es einen Gasthof mit Hotelschild. Die
Wirtin war gar nicht auf Gäste eingestellt, im Zimmer lag noch ihre
Bügelwäsche.
Es war etwas rustikal eingerichtet, mit Möbeln aus Omas Zeiten, aber
völlig ausreichend. Zudem war das Zimmer mit 16,10 € das billigste
was wir überhaupt hatten. Weil die Hauptstraße
am Ort vorbeiführt und die meisten sowieso unten in Dijon übernachten,
kommt wahrscheinlich hier keiner mehr vorbei. Am Abend fuhren wir noch mal
durch die Gegend auf der Suche nach einem Restaurant. Wir mussten bis in
die Vororte von Dijon zurückfahren um wenigstens eine Pizzeria zu finden. Überall
sonst war es wie ausgestorben.
18.Etappe | ![]() |
Mercado | ![]() |
McEwen | |||
Annemasse - Lons-le-Saunier | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Virenque |
Im Gasthof gab es kein Frühstück,
deshalb sind wir gleich losgefahren und haben dann auf der Autobahn Frühstück
gemacht, sprich auf einem Parkplatz Kaffee gekocht und die restlichen Vorräte
aus dem Kofferraum vertilgt. Weiter ging's direkt nach Paris. Die Peripherie
erreichten wir gegen Mittag. Der Verkehr wurde dichter, aber einem Blick
auf den in der Ferne auftauchenden Eiffelturm kann man sich nicht entziehen.
Wir hatten dieses eine Mal reserviert und zwar auch ein Formule
1 Hotel. Dabei gingen wir folgendermaßen vor - Internet, Formule
1 Hotels Paris gesucht, auf dem Stadtplan geschaut ob es im Süden liegt,
dann ob eine Metro Station in der Nähe ist. Wir entschieden uns für
das Hotel Porte de Chatillon an der Peripherieautobahn im Süden von
Paris. Die Metrostation Porte d'Orléans war 10 min Fußweg entfernt.
Das Zimmer kostete 38,- € pro Nacht. Hoher Preis für ein Formule
1 Hotel aber für Paris akzeptabel würde ich sagen. Parken war mit
16,- € pro Tag im benachbarten Parkhaus auch recht üppig. Vielleicht
findet man irgendwo einen Parkplatz, aber das wollten wir nicht riskieren. Das
Hotel fanden wir sofort, südlicher Autobahnring Richtung Westen (Périphérique
Ouest), Abfahrt Porte de Chatillon, keine 100 m entfernt. Wir mussten
das Auto ins Parkhaus stellen und dann erst zum Einchecken gehen. Mit der
Reservierung ging das alles in 2 Minuten und wir hatten das übliche
Standard Zimmer. Einziger Unterschied zwischen den ländlichen Formule
1 Hotels war, das es in Paris ein moderner, mehrstöckiger Bau war und
keine Container. Aber der Zimmerstandard und die Duschen waren die gleichen
wie überall. Etwas später gleich zur Metro gelaufen und ins Zentrum
gefahren. Wir kamen an dem Wochenende mit einem 10er Pack Fahrscheine aus,
die sind etwas billiger als Einzelfahrten (un carnet de billets).
Aussteigen bei Notre Dame (Metro: Cité) und da hat man es
gleich wieder dieses kribbelnde Gefühl in einer der schönsten Großstädte
der Welt zu sein. Wir machten eine ausgiebige Fototour rund um die Ile de
la Cité und Ile St. Louis, waren auf dem Dach vom Samaritaine und
genossen die Aussicht.
Die Dachterrasse des Kaufhauses ist ja mittlerweile kein Geheimtipp mehr,
Zutritt zwar nur, wenn man was verzehrt, aber wer will das bei einem Selbstbedienungsimbiss
kontrollieren.
Weiter ging unsere Auffrischungstour zum Louvre, durch die
Tuilerie Gärten zum Place de la Concorde wo man schon Hindernislauf
absolvieren musste durch die Absperrungen für den Sonntag. Auf den Champs Élysées
standen auch schon die Tribünen, die gleich vom Nationalfeiertag stehen bleiben.
Am Triumphbogen war eine Kriegsveteranenveranstaltung. Zusätzlich
wurde rund um den Arc de Triomphe die Straße neu gepflastert, was den
Zugang arg beschränkte. Wir schwenkten ab Richtung Eiffelturm und fanden
in der Avenue Kléber endlich ein Restaurant fürs Abendessen.
Dann endlich der herrliche Blick auf den Eiffelturm in der abendlichen Sonne.
Wir sahen unter dem Eiffelturm sehr viele Leute stehen, später stellte
sich heraus, dass der Turm evakuiert war, weil ein Verrückter am oberen
Drittel außen herumturnte. Der wollte bloß Aufmerksamkeit, wenn
er hätte springen wollen wäre Möglichkeit genug gewesen, obwohl
ihn dann die erste Plattform bestimmt „aufgefangen“ hätte.
Die Sicherheitskräfte konnten aber scheinbar auch nicht rankommen an
den Typ, alle Versuche ihn rein zu ziehen schlugen fehl.
Wir
beobachteten das Treiben eine Weile, aber es wurde klar das an diesem Tag
kein Raufkommen mehr war. Das Gelände war abgesichert von Soldaten mit
Maschinengewehr. Unter dem Turm ist mittlerweile eine ständige Sicherheitsstation
der Armee eingerichtet. Ebenso ist Parkverbot rund um den Turm, dort wo früher
immer die Reisebusse parkten ist alles abgesperrt. Man hat Angst um sein
Wahrzeichen. Es wurde langsam dunkel, wir liefen zur Metro und machten uns
auf den Heimweg. (mehr
Paris, mehr Bilder)
19.Etappe | ![]() |
Armstrong | ![]() |
McEwen | |||
Besançon - Besançon | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Virenque |
Wir gingen frühstücken in eine
Brasserie. Das war aber kein gutes Geschäft, für zwei Milchkaffee
und zwei Croissannts zahlten wir 12 €. Unser Ziel am Sonntagvormittag
war Montmartre. Es war auch gar nicht so viel los dort und wir konnten ganz
entspannt die Gegend um Sacré Cœur genießen. Von da liefen
wir runter zum Friedhof von Montmarte, der ist wohl nicht so bekannt wie
der Friedhof Pére Lachaise, aber trotzdem einen Besuch wert. Als bedeutende
Grabstätte für Deutsche kann man die von Heinrich Heine besuchen.
Am Moulin Rouge stiegen wir
in die Metro und fuhren zum Place de la Concorde und an die Strecke. Es war
gegen 14 Uhr und auch schon entsprechend viel los, man kam schon schwierig
aus der Metro Station raus, weil die Leute schon überall standen. Wir
liefen durch die Tuilerie Gärten zum Louvre, ich hatte mir gedacht ein
Platz bei der Einfahrt in den Tunnel wäre interessant. Erstmal sieht
man die Fahrer die ganze Uferstraße kommen und dann müssen
sie auch in der Kurve etwas abbremsen. Einfahrtstrecke war die Rue de Rivoli
auf der anderen Seite. Wir postierten uns hinter einer belgischen Familie, über
die Köpfe der Kinder konnte man drüberschauen. Ein Platz am Zaun
direkt war nicht mehr zu bekommen. Aber wer weiß wie sich das dann
in der Hysterie entwickelt. Das Warten war anstrengend, es gab auch keine
Werbekarawane mehr auf unserer Seite, die fuhren nur nach der Einfahrt in
die Runde ins Ziel und kamen nicht mehr vorbei. Zwischendurch kamen immer
mal wieder Tourfahrzeuge
vorbei
die Promis chauffierten. Wir erkannten Will Smith, der in Europa war wegen
seinem Robot Film. Die Fahrer ließen sich verdammt viel Zeit, 45 min
hinter dem Zeitplan kamen sie erst gegen 17:15 Uhr im Rundkurs an. Die 50
min mit den 7 Vorbeifahrten bei uns verging dann wie im Fluge. Wir schafften
es auch uns an den Zaun ranzudrängeln und hatten somit beste Sicht.
Jedes Mal wurden die Fahrer kräftig bejubelt. Das Feld zog sich ziemlich
in die Länge aufgrund der hohen Geschwindigkeit die sie fuhren. Man
bekam vom Zieleinlauf natürlich nichts mit. Wer mitgezählt hatte
lief dann langsam nach Hause, andere warteten noch bis sie von der Gendarmerie
gesagt bekamen das wirklich Schluss war. Eine Ehrenrunde gab's nur auf den
Champs Élysées. Nach dem Gedränge marschierten wir Richtung
Eiffelturm, vielleicht hatten wir an diesem Tag Glück. Allerdings standen
sehr viele Leute an den Fahrstühlen an, nicht so viele wie damals vor
6 Jahren aber doch zu viel um nach diesem Tag
noch
mehr zu stehen. Wir schauten am Südpfeiler wo die Treppe ist. Da waren
lange nicht so viele Leute und wir nahmen auch den Fußweg nach oben
(3,50 € p.P.). Das ist nicht so schlimm wie man denkt, man kann sich
ja Zeit nehmen und auch immer wieder rausschauen. Die Treppe ist nicht nach
unten offen wie viele befürchten sondern richtig zugebaut. So gelangt
man über die erste Etage bis zur zweiten. Nach ganz oben kann man dann
dort noch Tickets für den Lift kaufen. Da sieht man allerdings auch
nicht mehr. Uns reichte die Aussicht von der mittleren Plattform bei herrlicher
Abendsonne. Der Eiffelturm warf einen
prima
Schatten auf die Stadt.
Nach diesem gelungenen Abschluss fuhren wir mir der Metro Richtung Hotel.
An der Endstation war gleich ein Restaurant, wo wir noch Essen waren. Das
Essen in Paris ist gar nicht mal das teuerste, die Getränke machen den
Preis aus. Was wir dort für ein großes Bier bezahlt haben, kann
man gar nicht erzählen. Auf der Rechnung waren die Getränke jedenfalls
teurer wie das Essen, was meist ein günstiges 3-Gänge-Menü (12 €)
war.
20.Etappe | ![]() |
Boonen | ![]() |
McEwen | |||
Montereau - Paris | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Virenque |
Am Abreisemorgen nahmen wir das Frühstück
im Hotel. Das war eigentlich ganz gut, Kaffee, Orangensaft, Brötchen,
Toast, Marmelade usw., aber wenn wir es immer gehabt hätten, wäre
es einem schnell über geworden, weil es eben immer das gleiche ist.
Dann kam die Abrechnung am Parkhaus, der Automat nahm weder Scheine noch
akzeptierte er unsere Karten. Eigentlich blöd wo doch viele Hotelgäste
dort für länger parken. Also
mussten wir an der Rezeption Geld wechseln, ich sagte: 30 € in 2 € Münzen
bitte, die schauten blöd, aber was soll man machen, wenn die keinen
ordentlichen Kassenautomat da hin stellen. Dann gings auf die Autobahn und
auf direktem Weg nach Hause. 9 h 40 min reine Fahrzeit für 1100 km,
ging ohne Probleme. Zwei Wochen, die teilweise anstrengend waren, aber sich
auch auf jeden Fall gelohnt haben, waren zu Ende. Gesamtfahrstrecke 4926
km.