
Alpen
Vom Mittelmeer in die Alpen
Der
Strand und das Meer waren jedenfalls klasse. Langer Sandstrand, klares Wasser,
was wir vor unserer Abfahrt wenigstens kurz nutzen mussten. Die Tour hatte
Ruhetag, wir hatten Fahrtag. Die Strecke bis nach Grenoble musste bewältigt
werden, was aber problemlos klappte. Das Fahren auf französischen Autobahnen
ist zwar teuer, aber doch wesentlich entspannter als bei uns. Das Problem
kam mit der Quartiersuche.
Wir hatten uns nun eingebildet auch im Formule
1 Hotel zu übernachten. An zweien die wir ansteuerten war schon
von weitem das Hotel complet - Schild zu erkennen, zum Dritten fuhren
wir gar nicht mehr. Alles
ausgebucht trotz zeitiger Ankunft. Der nervige Besuch der Stadtinformation
im Zentrum war total sinnlos, weil sie dort bloß Broschüren mit
Hotel- und Zeltplatzverzeichnissen verteilt haben und auch überlastet
waren. Also doch selber suchen. Wir hatten ja auch noch keine Informationen,
was für Beeinträchtigungen es wegen des Zeitfahrens nach l'Alpe-d'Huez
geben würde. Wir standen schließlich im Stau nach Vizille, der
dortige Zeltplatz war überfüllt, der nächste, etwas höher
gelegene ebenfalls. Wir hatten schließlich doch noch Glück in
St.Martin-d'Uriage, bei einem kleinen privaten Platz (8,50 €).
Wir waren
erstmal zufrieden, aber wie sieht die Planung der nächsten Tage aus,
das war noch nicht ganz klar. Ich hörte deutsche Stimmen auf dem Nachbarstellplatz
und fragte gleich mal nach Neuigkeiten. Es waren Fans aus dem Badischen,
die extra der drei Tage in den Alpen wegen hier waren. Sie wussten zum Beispiel,
dass die Straße nach Bourg d'Oisans schon einen Tag vor dem Zeitfahren
gesperrt war. Also wer Montag nicht dort war, hatte kaum noch eine Chance
mit dem Auto oder
WoMo hinzukommen. Es war ein Busverkehr für den Zeitfahrtag ab Grenoble
eingerichtet.
Der ging 5 Uhr los, früheste Rückfahrt 16:30 Uhr.
Die rechneten mit 500.000 Tagesgästen und noch mal soviel die am Berg
campierten. Unsere Überlegung war, wenn man Pech hatte, fuhr man früh
sehr zeitig los und war erst abends spät wieder da. Die nächste
Etappe über den Col de la Madeleine wäre dann nicht mehr erreichbar.
Das schien uns doch etwas zu stressig und wir suchten nach einem anderen
Plan. Erstmal stand aber die Etappe nach Villard de Lans am nächsten
Tag an.
Ruhetag |
Wir ließen es relativ ruhig angehen
diesen Morgen, in Grenoble stoppten wir noch um unseren Proviantvorrat aufzustocken.
Dann ging's die Berge hoch nach Villard de Lans. Sieben oder acht Kilometer
vor dem Ort war Stau, das wird doch nicht schon wegen der Sperrung sein?
Wir sahen in der Ferne parallel
links von uns noch Autos fahren, das muss eine Dorfstraße sein. Wir
nahmen die nächste Abbiegung und kamen so tatsächlich besser voran.
Irgendwann kamen aber auch wir an eine Absperrung und wurden auf ein Feld
am Rande der Stadt geleitet. Dorthin standen auch die Autos auf der Hauptstraße
im Stau an. Wir hatten aber bestimmt eine Stunde Stau umfahren. Ab dem Parkplatz
fuhren Busse ins Zentrum. In der Touristeninformation gab es einen Plan mit
der Ankunftsstrecke und der zeigte das Ziel noch weit außerhalb der
Stadt in einem Wintersportareal. Arrivee 4 km war in der Stadt zu
lesen. Zuerst liefen wir ein Stück übers Feld Richtung Ziel, kehrten
dann aber um und suchten einen Platz an einem Kreisverkehr, wo die Fahrer
zweimal vorbeikamen, einmal bei Einfahrt
in
den Ort und einmal nach der Stadtrunde bei Ausfahrt. Das schien uns auch
interessant. Wir legten unsere Decke an die Straße und warteten im
Schatten ab. Das mit den "besetzten" Plätzen hat sich aber
auch immer erledigt, wenn die Werbekarawane kam, da sprangen sowieso alle
hysterisch auf der Straße rum. Wir diesmal nicht, wir machten Fotos.
Wenn, wie in einer Ortschaft viele Kinder dabei sind, bekommt man eh nichts
ab. Die zehnköpfige Spitzengruppe kam mit Ullrich, Armstrong, Klöden,
Basso den Berg runter geschossen, bremste bei uns in der Kurve ab und verschwanden
in die Stadt. Seitenwechsel, Platz erkämpft. Es dauerte 6 Minuten bis
sie auf der anderen Seite wiederkamen. Auch da konnte man sie prima sehen.
Wieder zurück auf die Einfahrtseite, da war ich jetzt ziemlich alleine
und
konnte
gut Fotos machen als die Gruppe mit Voeckler kam, der sein Gelbes an diesem
Tag verlor. Ich bin noch ein paar Mal zwischen den Seiten gewechselt. Alles
in allem war das ein sehr guter Standort, vom Zieleinlauf bekamen wir natürlich
nichts mit. Dafür ergatterte ich noch einen Richtungspfeil. Diesmal
klappte die Verständigung besser. An dem Pfosten waren zwei Schilder,
ich kniff sie ab, eins bekam ich, eins der Franzose der sie zuerst sah. Der
Rücktransport zum Parkplatz gestaltete sich dann chaotisch. Es wollten
natürlich Hunderte Leute mit einem Male zurück. Jeder Bus der ankam
wurde regelrecht gestürmt, es wurde gedrängelt und geschubst. Ich
glaube da kommt das Tier bei manchen Leuten wieder durch. Erste Fälle
von Ohnmacht gab es auch. Wir warteten bis sich die Lage beruhigt hatte und
kamen dann in einen Bus. Der fuhr allerdings nur wenige hundert Meter und
schmiss uns dann wieder raus weil die Straße zum Parkplatz verstopft
war. Also Fußmarsch.
In
einer kleinen Kneipe bestellten wir was zu trinken und wollten auch was essen,
aber die waren gar nicht vorbereitet, der Koch kam erst 19 Uhr, Dienst nach
Plan auch an solchen Tagen. Wenigstens machten sie auf die Schnelle ein paar
Baguette für die Hungrigen. Wir rollten vom Parkplatz und suchten wieder
diese Nebenstraße, die auch ins Tal nach Grenoble führte. Sie
war eigentlich reserviert für die Teams, Technik usw. aber das störte
niemanden. Die Polizei winkte alle durch und so kamen wir ohne langen Stau
zurück zu unserem Zelt. Der Frankreich Atlas Maßstab 1:200.000
hat sich auch hier, wie schon mehrfach, bezahlt gemacht. Wir werteten dann
den Tag noch mit unseren Nachbarn aus, sie waren zeitiger in Villard de Lans
gewesen und konnten noch mit dem Auto rein fahren, waren aber später
wieder zurück weil sie im Rückfahrtstau gestanden haben. Sie konnten
uns auch das Tagesergebnis sagen. Während wir uns festgelegt hatten
das Zeitfahren sausen zu lassen und gleich zum Madeleine zu fahren, wollten
sie natürlich zum Zeitfahren, deshalb waren sie schließlich hergekommen.
15.Etappe | ![]() |
Armstrong | ![]() |
McEwen | |||
Valréas - Villard-de-Lans | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Virenque |
Wir brachen unser Zelt ab und fuhren nördlich
ums Bergmassiv herum, weil die Südstrecke ja gesperrt war. In la-Chambre
zweigt die Straße zum Col de la Madeleine ab. Wir fuhren erstmal ein
Stück hoch und schauten dann nach möglichen Stellplätzen.
Zwischen der Ortschaft St. Francois-Longchamp und dem
Skizentrum fanden wir in einer Kurve eine Art Picknickplatz unter schattigen
Bäumen. Weiter vorne standen schon Wohnmobile am Straßenrand und
ein paar Zelte auch. Ein Stück höher fuhren wir noch, aber es wurde
nicht besser. Also nahmen wir den Platz und bauten unser Zelt auf. Später
fuhren wir noch mal auf die Passhöhe (1993 m) um zu sehen wie es dort
aussieht und um ein paar Fotos zu machen. Weiter oben war am
Straßenrand
kaum noch Platz zum Zelten und wo kleine Ausbuchtungen waren, standen schon
die Wohnmobile. Außerdem gab es keinen Schatten mehr und man würde
den ganzen Tag in der Sonne braten. So gesehen haben wir einen guten Platz
erwischt. Als wir nach 'ner guten Stunde wiederkamen hatten schon neue Leute
aufgebaut und der Platz fürs Auto war schon knapp. Wir platzierten es
auf der anderen Straßenseite in Sichtweite. Neben uns baute ein Engländer
mit seinem Sohn auf, mit denen kamen wir gleich ins Gespräch. Im Schatten
unter den Bäumen ließ es sich den Nachmittag über aushalten.
Gegen Ende des Zeitfahrens schaute ich mich mal bei den Wohnmobilen um, auf
der Suche nach einem Fernseher. Ich fand auch einen bei drei Rheinländern
im Luxuswohnmobil, die hatten nichts gegen einen weiteren Zuseher. Im Laufe
des Abends kamen immer wieder Leute an und fanden auch meist noch ein Fleckchen.
Die
meisten fuhren aber weiter hoch, ich weiß nicht wo die sich noch alle
hingestellt haben. Als wir am Mittag oben waren, sah es schon ziemlich voll
aus. Gegen 22 Uhr begannen die Engländer mit ihrer Straßenbemalung.
Es entstand ein „Lance is No.1“ und "Allez Lance".
Ich sagte: nun gehört aber auch was für Ullrich dahin. Da meinte
der Junge: bitte, Farbe ist genug da, pinsele was hin. So was hatte ich auch
noch nie gemacht, aber wenn wir schon mal da waren, dann machten wir das
auch noch mit. Und so stand dann „Jan gib alles“ und „Klödi
for podium“ daneben.
16.Etappe | ![]() |
Armstrong | ![]() |
McEwen | |||
Bourg d'Oisans - Alpe d'Huez | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Virenque |
Nach
dem Frühstück stellten wir unsere Stühle an den Straßenrand
und beobachteten das rege Treiben auf der Straße, die vielen Hobbyfahrer
die den Berg bezwingen wollten, Gendarmerie, erste Tourfahrzeuge auch mobile
Baguette-Verkäufer waren dabei. Das Zelt und alle Sachen hatten wir
schon weggeräumt. Bei der Werbekarawane erwischten wir wieder ein paar
Sachen, die wir noch nicht hatten. Mit dem englischen Jungen tauschten wir
dann noch das, was uns fehlte. So ein Kind wird eben meist bevorzugt beworfen.
Zum Beispiel war Skoda sehr geizig mit ihren Sonnenhüten, ebenso wie
Credit Lyonnaise mit gelben Rucksäcken. Beide sind immerhin große
Partner der Tour de France, das kostet wohl schon zuviel. Ebenfalls nie wieder
bekommen haben wir eine Winkehand von PMU, die verteilen sie hauptsächlich
im Zielbereich. Wenn man Glück hätte, könnte man sich mit
Werbegeschenken den ganzen Tag verpflegen: Kaffee, Rosinenkuchen, Minisalami,
Cracker mit Käsedip,
Kartoffelchips,
Gummibärchen. Dann stieg die Spannung wieder unerträglich bevor
es losging, durchs Fenster des WoMos schauten wir auf den Fernseher und warteten
auf die erste Gruppe. Das war Simoni, Simeoni, Aldag und noch zwei andere.
Als zweite Gruppe kam Virenque und Moreau. Beide haben die erste Gruppe vor
der Bergwertung noch eingeholt. Simoni gewann diese im Sprint vor Virenque.
Das Hauptfeld mit Armstrong, Ullrich, Klöden, Basso kam etwa 7 min
nach der Spitze.
Ich rannte noch die Böschung hoch, um sie oben nach
der Kehre noch mal zu erwischen. Nach dem Schlussfahrzeug packten wir unsere restlichen
Sachen ins Auto und wollten gleich runter. Diesmal trafen wir auf Polizisten,
die es ernster nahmen, sie ließen uns und viele andere noch eine Weile
warten bis wir fahren durften. Auf direktem Weg zur Autobahn und erst mal
Kilometer gemacht. Wir wussten noch nicht so richtig, was wir den nächsten
Tag unternehmen würden, es war die letzte Etappe bevor wir uns auf den Weg
nach Paris machten. Auf jeden Fall fuhren wir mal in die Nähe. Das klappte
ganz gut, auch zeitlich gesehen. Wir landeten in Montréal la Cluse
am See von Nantua. Das
lag nicht mal 50 km westlich von Genf.
Der Ort Nantua selber machte bei der
Durchfahrt einen interessanten Eindruck, typisch französische Kleinstadt.
Beim nochmaligen Besuch am Abend war aber doch eher tote Hose. Wir schlugen
noch mal unser Zelt auf, weil so schönes Wetter war. Eigentlich hatten
wir
keine Lust mehr auf Zelten, aber ein günstiges Zimmer war auf die Schnelle
nicht zu finden. Der private Zeltplatz (11,40 €) direkt am See war in
der Hand der Holländer, jedenfalls sahen wir sehr viele holländische
Gäste. Das Wasser im See war auch recht angenehm und brachte Abkühlung
nach diesem heißen Tag. Allerdings gab es wenig Möglichkeiten
Essen zu gehen, es gab fast überall nur Pizzerien, die wir eigentlich
nicht wollten.
17.Etappe | ![]() |
Armstrong | ![]() |
McEwen | |||
Bourg d'Oisans - Le Gr. Bornand | ![]() |
Armstrong | ![]() |
Virenque |