Grenzerfahrung
Polnisch-Russische Grenze Grzechotki-Mamonovo
Es wurden immer weniger Fahrzeuge auf der Straße vom polnischen Elbląg Richtung Grenze. Wie man das halt so macht, man fährt hinter das letzte Auto und stellt sich an. Das war schon als erstes verkehrt. Man muss an der Haltelinie warten, bis man ein Zeichen bekommt. Das aufgemalte „Stop“ war aber kaum noch zu erkennen. Das war noch in Polen und eine junge Zöllnerin hat uns dann auf Polnisch und Russisch spüren lassen, wer dort das sagen hat. Als wir nur verständnislos blickten, konnte sie auf einmal auch etwas deutsch sprechen. Sie kontrollierte und ließ uns schließlich fahren. Gleich zu Beginn begegnete uns somit die unfreundlichste Grenzbeamtin der ganzen Reise. Man ist eine solche Grenze ja auch nicht mehr gewohnt - zum Glück ist es so. Die erste russische Beamtin am Eingang der Grenzzone war sehr freundlich, sie kontrollierte den Pass mit Visum, ob man überhaupt berechtigt ist weiterzufahren. Beim nächsten Halt am Kontrollpunkt selbst wurde am Auto alles geöffnet und die Personalien bei jedem einzeln vor einem Fenster stehend gründlich kontrolliert. Die Migrationskarte wird ausgefüllt und muss im Pass verbleiben bis zur Ausreise. Dann folgte die Zollerklärung für die Einfuhr vom Pkw. Es muss der Halter des Fahrzeuges die Zollerklärung zweifach ausfüllen, unterschreiben und auch dem Beamten gegenüberstehen. Ein hilfsbereiter Zöllner gab uns vorher die Formulare auf deutsch und zeigte uns am Muster wie was am besten auszufüllen ist. Das deutsche Formular war schlecht übersetzt. Die Punkte „nachfolgendes“ und „unnachfolgendes Gepäckstück“ waren nicht einleuchtend. Das englische Formular hingegen wies es mit „accompanied“ und „unaccompanied“ aus, also Gepäck was man wohl für jemanden anderen transportiert. Da sollte man nein ankreuzen. Wenn es die Möglichkeit gibt, steckt man sich für die folgende Einreise gleich ein paar Blankoformulare ein und kann sie in Ruhe vorher ausfüllen. Ein Formular bekommt man abgestempelt für die Ausreise wieder zurück. Am letzten Schlagbaum, der dritten Kontrollstelle bei Ausfahrt aus dem Grenzgebiet, wollte die Grenzerin die rote Karte zurück, die wir ganz am Anfang bekommen hatten. Die hatte ich leider bei der Ausfüllerei am Zoll liegen gelassen. Da blieb ihr fast der Mund offen stehen. Wir haben es mit Händen und Füßen versucht deutlich zu machen. Erst als ihre Kollegin von hinten winkte, hat sie uns dann entnervt fahren lassen. Diese Karten, es können auch Zettel mit der Personenzahl sein, sind wichtig, also im Pass aufheben und bei Verlangen wieder abgeben. Dauer: etwas mehr wie eine Stunde.
Russisch-Litauische Grenze Kurische Nehrung
In Selenogradsk zahlten wir 600 Rubel (8 €) Naturabgabe für die Kurische Nehrung. Die russischen Grenzer waren freundlich, aber typisch streng, haben sich am Auto bis zum Reserverad hin alles zeigen lassen, Pass und Person mehrfach gemustert und die Migrationskarte sowie die Zollerklärung wieder eingesammelt. Ohne Schreibkram ginge die Welt zu Grunde. Die Litauer haben die Pässe sehr gründlich kontrolliert, sind an der EU-Grenze sozusagen in der Pflicht. Direkt an der Grenze wurde die litauische Naturabgabe für die Kuhrische Nehrung kassiert in Höhe von 20 € pro PKW. Dauer der Aus- und Einreise eine knappe Stunde.
Estnisch-Russische Grenze Narva-Ivangorod
In Narva gibt es die Besonderheit, dass man nur nach Anmeldung die Grenze passieren darf. Das hat wohl den Hintergrund, dass man den Stau aus dem Stadtzentrum, wo sich die Grenzbrücke befindet, verbannen wollte. Die Anmeldung kann vor Ort erfolgen, dann muss man aber auf einen freien Platz innerhalb der begrenzten Zeiten warten. Wir sprachen unterwegs mit einer deutschen Familie, die das nicht wussten und sie warteten wohl 6 Stunden bis sie dann gegen 23 Uhr erst zur Grenze fahren durften. Wenn man also seine Planung fest hat oder zumindest ein paar Tage vorher weiß wann man über die Grenze will, dann reserviert man sich ein Zeitfenster für die Ankunft in Narva. Das System gilt für alle estnischen Grenzübergänge. Wenn man dann in dem großen Warteareal in Narva ankommt, wird nur die Reservierung eingescannt und es erscheint in der Regel nur kurz darauf das Kennzeichen auf der Anzeigetafel. Dann kann man in die Stadt zur Grenze fahren, der Beschilderung folgen. Dort ist wieder eine Ampel, bei Grün wird immer ein Fahrzeug vorfahren gelassen. Das stählerne Tor öffnet sich und schließt sich hinter einem wieder. Die estnische Kontrolle war relativ kurz, Pässe und Auto. Man fährt dann auf die Grenzbrücke. Wir standen eine Weile genau auf der Mitte. Es rückte relativ zügig weiter, die Spuren teilen sich dann für russische Staatsangehörige und andere auf. Die Grenzprozedur erfolgt nach dem gleichen Prinzip wie in Kaliningrad auch, drei Stationen. Das Auto wurde oberfächlich angeschaut, alle Türen aufgemacht. Das Zollformular hatten wir nach dem Muster bereits ausgefüllt, das ging dieses Mal schneller. Es dauerte im Ganzen aber doch deutlich mehr wie eine Stunde. Erster Halt war wie bei vielen erstmal die Tankstelle. Wir hatten ebenso einen relativ leeren Tank. Bei einem Benzinpreis von ca. 65 ct/Liter gibt es wohl keine Frage. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach St. Petersburg.
Russisch-Lettische Grenze Ubylinka
Die Ausreise aus Russland erfolgte nach dem gleichen Muster wie bei der Einreise, nur umgekehrt. Erst Zoll, dann Passkontrolle. Diesmal war sogar ein Drogenhund im Einsatz. Ein Chefzöllner überwachte was die jungen Grenzerinnen kontrollierten. Auffallend, dass viele Frauen diese Arbeit machen. Dann auf der lettischen Seite wurde es verrückt. Wie wir es inzwischen gelernt haben, wartet man auf Anweisung. Sie haben das Auto kontrolliert und sogar die grüne Versicherungskarte sehen wollen. Dann verschwanden sie mit Pässen und Papieren im Haus, es hieß „wait“. Ok. Als sie wieder kamen deuteten sie auf weiterfahren. Am Ausgang des Grenzbereiches, etwa 200m weiter, wollte der dortige Beamte den „Laufzettel“ sehen, den wir am Anfang bekommen haben - mit einem Stempel drauf. Der fehlte allerdings. Wir mussten zurück. Den Stempel gab es kurioserweise auf der anderen Seite von dem Kontrollhäuschen wo wir auf unsere Pässe warteten. Also entweder wollte man uns auflaufen lassen oder jeder macht dort nur sein Ding. Jedenfalls machen wir das doch nicht jeden Tag, da könnten sie ruhig einen Hinweis geben. Keine nette Erfahrung. Auf russischer Seite kann man sagen, waren sie immer bestimmt im Auftreten, dem Job entsprechend - aber nie unfreundlich und bemühten sich sogar mit einem englischen oder deutschen Wort zur besseren Verständigung beizutragen.