Reisevorbereitung
Wenn man vor hat nach Island zu reisen, stellt sich einem erstmal die Frage der Anreise: Fähre oder Flugzeug. Die Fahrzeit mit der Fähre hin und zurück beträgt komplette 5 Tage, die einem von seiner Urlaubszeit abgehen. Die Fährpreise sind aufgrund des Quasi-Monopols der Smyrill-Line schon fast unverschämt hoch. Dafür hat man den Vorteil, sein eigenes Fahrzeug mit Campingequipment und Verpflegung mitzunehmen. Durch unsere knapp bemessene Zeit schied bei uns die Fähre sowieso aus. Stellt sich gleich die nächste Frage: Will man auf Island campen? Wir entschieden uns aufgrund der unsicheren Wettersituation und nicht zuletzt wegen der Fluganreise schnell gegen das Camping. Die Fähre macht sicher Sinn, wenn man mindestens 3 Wochen Zeit hat. Wenn man hingegen zeitig genug Flug und Mietwagen bucht (also möglichst schon im alten Jahr), ist der Preis dafür zusammengenommen niedriger als mit der Fähre hin und zurück.
Wenn man nicht zelten will oder kann, kommt man zum nächsten Punkt: Unterkünfte. Aus rein finanzieller Sicht scheiden bei den meisten Leuten Hotels fast immer aus. Selbst die oft angesprochenen Gästehäuser, also Privatquartiere, sind schon derart teuer, dass es weh tut. Eine akzeptable Möglichkeit schien uns, Zimmer in Hostels zu reservieren. Das übernimmt für einen auf Wunsch das Büro in Island. Je nach Möglichkeit bucht es die gewünschten Zimmer oder macht Alternativvorschläge. Zwischendrin gönnten wir uns mal ein paar Nächte in den Edda-Hotels, diesen Internatsgebäuden, die in den Sommerferien für Gäste geöffnet sind.
Das alles zusammen bringt den Einstandspreis schon mal ordentlich in die Höhe, ist aber immer noch die Hälfte von dem, was man zahlen würde, wenn man eine gebuchte Rundreise von einem der vielen Islandspezialisten unternimmt. Am Ende muss jeder für sich seinen Weg finden.
Wir hatten uns nicht so richtig darum gekümmert, mit welcher Fluggesellschaft wir nach Island fliegen. Es stand auch so nicht auf dem Flugschein drauf. Es war vorgegeben: 20 kg Gepäck pro Person, egal wie viele Gepäckstücke. Wir flogen schließlich mit WOWair und die erlauben aber nur 1 Gepäckstück pro Person, also mussten wir für das Vierte erstmal saftig nachzahlen. Merke: In Zukunft lieber einmal mehr nach so was erkundigen! Wir flogen ab Berlin-Schönefeld. Etliche Fluggesellschaften bieten Flüge nach Island, von verschiedenen deutschen Flughäfen, an. Die so genannten Billigflieger, wie die isländische WOWair, sind aber gut nachgefragt. Nach etwa 3,5 h Flug erreicht man den internationalen Flughafen Keflavik, ca. 45 km westlich von Reykjavík. Dieser ist aus dem ehemaligen US-Militärflughafen entstanden.
Die Hostels auf Island waren bis auf eine Ausnahme alle in gutem Zustand und empfehlenswert. Man übernachtet in den verschiedensten Häusern, vom großen, fast Hotel-artigen Komplex in Reykjavík, über kleine Häuser mitten in der Stadt oder auf einem Bauernhof und ehemalige Möbelhäuser zum Hostel umgebaut, ist vieles dabei und jeden Tag neu. Die Mitarbeiter waren stets freundlich und hilfsbereit. Wir übernachteten stets in so genannten Privatzimmern für uns alleine. Der Übernachtungspreis von 75-85 € ist dabei schon in einer Kategorie, wo man in deutschen Großstädten im 4-Sterne-Hotel übernachten kann, hat aber dort das Bad nicht auf dem Gang. Immer steht eine mehr oder weniger große Küche zur Verfügung, wo man Abendessen kochen und sich sein Frühstück zubereiten kann. Selten gibt es die Möglichkeit ein Frühstück gegen Aufpreis zu buchen. IKEA-Liebhaber kommen vielerorts auf ihre Kosten. Mangels Alternative bestehen viele Einrichtungen neuerer Häuser komplett aus deren Sortiment. Alteingesessene Möbelindustrie scheint es nicht mehr zu geben.
Die Edda-Hotels sind meist in der Nähe von oder in einer größeren Stadt. Als Internatsgebäude dienen sie den Rest des Jahres für die Unterbringung der Schüler des angrenzenden Gymnasiums oder der Berufsschule. Diese gibt es eben nur in den größeren Städten und die Schüler müssen dann teilweise dort übernachten. Die Zimmer darin sind vom Standard her schon mit einem Hotelzimmer zu vergleichen. Nur bei den Gebäuden älterer Bauart gibt es noch Zimmer mit Etagenbad. Frühstück kann man gegen Aufpreis immer bekommen. Das Personal besteht teilweise aus den Schülern, die dort Ferienjob machen und das merkt man manchmal an der Motivation derjenigen.
Kostenloses WLAN gibt es fast in jedem Hotel oder Hostel sowie vielen Restaurants oder Cafés. Wenn es mal fehlt, fällt es richtig auf. Man hat nicht immer ausreichend Empfang im Zimmer, aber in der Lobby oder entsprechenden Gebäudeteilen wo es geht, sieht man dann die Leute über ihr Smartphone oder Tablet gebeugt.
Für die Verpflegung tagsüber hatten wir einen kleinen Gaskartuschenkocher im Gepäck, mit dem wir uns unterwegs auf einem der vielen Rastplätze mal was kochen konnten. Gaskartuschen darf man nicht im Flugzeug befördern. Auf Island bekommt man aber alle gängigen Größen, vorwiegend dieser Ventilgaskartuschen, in den meisten Tankstellen.
Wir bestritten unsere erste Islandreise mit einem normalen PKW Mietwagen von Hertz. Das reicht, um auf allen Straßen die außenrum führen, zu fahren. Die F-Straßen zu fahren ist nicht erlaubt. Für den ersten Besuch ist aber genug zu sehen, auch außerhalb des Hochlandes. Für einen geländegängigen Wagen, womit man diese Hochlandpisten befahren darf, waren wir derzeit nicht bereit mehrere Tausend Euro für die Miete zu zahlen. Im Flughafenterminal Reykjavík ist alles recht nah beieinander, so dass man nach wenigen Schritten seinem Mietwagen in Empfang nehmen kann. Durch die vielen „Horror-Mietwagenberichte“ in Internetforen, haben wir uns noch für die Glas- und Reifen-Zusatzversicherung entschieden. Das kann nützlich sein, denn man ist doch oft auf diesen Gravelroads unterwegs und wenn einem so ein Arctic-Monstertruck einen Stein gegen die Scheibe schleudert, ist man abgesichert. Die Sand and Ash-Protection ist hingegen verzichtbar. Die kostet pro Tag soviel, dass man ohne sie im Schadensfall auch gleich ein neues Auto kaufen kann. Die hohe Selbstbeteiligung wird man dadurch auch nicht los.
Nach nur wenigen Kilometern mit unserem Mietwagen Toyota Auris mussten wir aber direkt wieder umkehren, weil von der Kotflügelinnenverkleidung was am Rad klapperte und schliff. Werkstattmeister: Kann man jetzt nicht reparieren. Wir haben dafür einen größeren Toyota Corolla im Tausch bekommen. Im Nachhinein war das optimal, denn mit unserem Gepäck war der Auris doch schon recht vollgestopft und so ließ es sich entspannter reisen. Das sollte man beim Thema Mietwagen auch Bedenken - wenn man kann eine Nummer größer. Als günstigster 4WD Mietwagen wird oft der Suzuki Jimny genommen. Mit dieser Kiste ist man aber recht spartanisch unterwegs und mit 2 Personen besetzt, sieht man viele bis unters Dach beladen. Auch sagt man, dass von dieses Geländewagen jedes Jahr so und so viele in Flussbetten stecken bleiben, weil sie eben „nur gerade so“ geländetauglich sind. Die großen namhaften Vermieter haben fast alle neuwertige Fahrzeuge mit maximal 3 Jahren Alter im Einsatz. Ich vermute mal, dann verkaufen sie die Fahrzeuge und die kleinen örtlichen Vermieter übernehmen diese. Man kann das deutlich unterwegs sehen. Die preiswerteren Vermieter haben teilweise 20 Jahre alte Kisten laufen, die rundrum verbeult und rostig sind. Ob man sich damit einen Gefallen tut und das Risiko liegen zu bleiben riskiert, muss jeder selber entscheiden. Richtig billig sind die Mietwagen auf Island sowieso nicht, dafür ist der Verschleiß zu hoch und die Lebensdauer zu kurz.
Die Fahrweise auf Island ist entspannt. Selbst auf der Ringstraße 1 kann man mitunter kilometerweit blicken und sieht kein anderes Fahrzeug. Gerade aber die kleineren Straßen verzeihen keinen Fehler, der durch Unachtsamkeit entstehen kann. Meist führen sie etwas aufgeschüttet vom übrigen Gelände darüber hinweg. Rechts und links der Straße schaut dieser Lavaschotter raus, der als Unterbau dient. Sollte man mal von der Straße abkommen, bleibt man entweder darin stecken oder schießt darüber hinaus und überschlägt sich dann. Die unbefestigten Gravelroads haben im Idealfall einen festgefahrenen Schotter/Steinmehlbelag. Dieser Idealzustand ist aber kaum anzutreffen. Meistens sehen diese Pisten so aus, dass es gar nicht lohnt den Schlaglöchern auszuweichen, weil diese einfach überall sind. Ist man bei Regen unterwegs, weicht die obere Schicht des Straßenbelages auf und wird zu Schmierseife. In enge Kurven sollte man dann nicht zu forsch fahren. Schaut man sich nachher das Auto an, erkennt man dessen Originalfarbe meist nicht mehr. Dafür gibt es aber an den größeren Tankstellen diese kostenlosen Waschplätze. Die sind auch immer gut belegt. Das gehört auf Island aber dazu, dass man mal das Auto dort wäscht.
Das Tanken funktioniert im ganzen Land fast ausschließlich nur mit Kreditkarte. Man sollte auch unbedingt die PIN dafür kennen. Selten findet man mal eine Tankstelle mit der Möglichkeit im Shop an der Kasse zu zahlen. Meist muss man an der Zapfsäule einen konkreten Betrag angeben, für den man tanken möchte. Ab und zu gab es auch die Möglichkeit „voll tanken“ zu wählen. Also man muss am Anfang etwas rechnen, um herauszufinden wie viel in den Tank rein passt. Sollte man den Betrag zu hoch angegeben haben und der Tank ist schon eher voll, dann keine Bange. Auf der Kreditkartenrechnung ist dann nur der wirklich gezapfte Betrag abgebucht - ist uns natürlich am Anfang passiert.
Fazit
Was sehr schön ist auf Island - das Baden. Wenn bei uns die Freibäder so beheizt wären wie in Island, wir würden viel mehr baden gehen. Ein Hostel hatte Hotpots auf dem Gelände, da kann man bis in die Nacht sitzen und mit anderen Reisenden quatschen. Außerdem waren wir ein paar Mal in den öffentlichen Bädern, wenn es sich in der Nähe vom Quartier anbot. Die kosten nur ein paar Euro Eintritt und man findet neben einem Schwimmbecken mit 28°C auch verschiedene Hotpots mit 38, 40, 42 oder gar 44°C vor. Im Hotpot mit 40°C hält man es lange aus, bei 42°C nicht so lange, 44°C geht gar nicht, wenn man es nicht gewöhnt ist, 38°C ist schon fast zu kalt. Bei 12°C Außentemperatur ist das ein ganz besonderes Erlebnis. In einem reinem Thermalbad waren wir nur einmal, im Myvatn Nature Bath. Das kostet p.P. etwa 20 € Eintritt und man badet dort direkt im milchigen, schwefelhaltigen Thermalwasser, wie es aus dem Boden kommt - auf Badetemperatur abgekühlt. In der Blauen Lagune, dem bekanntesten Thermalbad, hingegen waren wir nicht, dagegen sprach der hohe Preis und der recht große Andrang, der dort herrscht.
Es gilt auf die Natur Islands aufzupassen, gerade wenn so viele Menschen die Insel besuchen - das steht fest. Dagegen sprechen aber die vielen Adventure- und Outdoortouren, die es rund um die Insel im Angebot gibt. Da kann man mit dem Schneemobil oder mit einem Kettenfahrzeug auf den Gletscher usw. Jedes Jahr werden scheinbar neue Formen erfunden. Die Isländer haben sicher auch zu lange auf das Gute im Menschen oder den gesunden Menschenverstand der Touristen vertraut, was ja für sie spricht. Das geht aber bei einer Anzahl Besucher nicht mehr, wie sie jetzt vorherrscht. Ich rede da von Absperrungen und Wegen an den Natur-Highlights, die in den letzten Jahren nötig geworden sind, um die Besucher in geordnete Bahnen zu lenken. Das waren die Isländer scheinbar nicht gewohnt. Heutzutage geht das aber nicht mehr anders. Wir kennen die Zustände vor Jahrzehnten in Island nicht und sind solche markierten Wege auch aus anderen Nationalparks gewöhnt und halten uns natürlich auch daran.
Ein anderer Punkt ist der geplante Eintritt in Thermalgebiete oder Naturparks. Bei unserem Besuch im Juli 2014 wurde so eine Nature Fee nirgends verlangt. Die Hinweistafeln und Drehkreuze gab es aber wohl, im Juni wurde scheinbar schon kassiert. Ich stehe einer sog. Nature Fee offen gegenüber, wenn sie vom Staat als einmalige Naturabgabe eingeführt wird (wie es auch geplant ist). Wogegen ich was hätte, wären die eigenmächtigen Kassierungen bei jeder Gelegenheit. Auf der anderen Seite muss man aber auch die Landbesitzer verstehen, die natürlich auch was vom Geld, was im Tourismus ohne Zweifel verdient wird, abbekommen möchten, um Unkosten zu decken, die durch Instandhaltung oder einfach nur Müll entstehen. Und damit ist in erster Linie gar nicht mal der Individualtourismus gemeint, sondern der Bus- und Kreuzfahrttourismus. Hier hat Island aber selber dafür gesorgt, dass dieser zugenommen hat, indem man eben Kreuzfahrtterminals gebaut hat, um diese Schiffe anzulocken. Nun wird es aber scheinbar zuviel, wenn man die Klagen hört. Also es ist ein schwieriges Thema, was in Island angegangen werden muss.