Peace Wall Belfast
Wer die Berliner Mauer oder die Reste davon kennt und zurecht darüber erschüttert war oder ist, hat die sogenannte Peace Wall Belfast noch nicht gesehen. Auch wir kennen die Trennung Berlins aus aktiven Zeiten und auch die Reste die man sich heute noch ansehen kann. Einen direkten Nachteil hatten wir als Jugendliche in der DDR davon nicht. Menschen die flüchten wollten oder Grenzer die ihren Dienst mit der Waffe dort verrichten mussten sehen das natürlich anders.
Als wir, zugebenermaßen relativ unwissend, vor der Peace Wall in Belfast standen, waren wir schon etwas erschrocken. Man kennt natürlich den Konflikt, den es zwischen Katholiken auf der einen und Protestanten auf der anderen Seite gibt. Aber diese massive Trennung mit 3-6 m hohen Wänden aus Beton oder Stahl, dazu verschließbare Eisentore und Drahtgitterverschläge hat uns doch ganz schön entsetzt. Speziell am Cupar Way tritt die Mauer massiv in Erscheinung. Wie kommt es dazu, dass man solche Maßnahmen ergreifen musste um die Stadtviertel zu trennen. Sei es nur um im Alkoholrausch enthemmte daran zu hindern auf kurzem Weg zu seinen ungeliebten Nachbarn zu gelangen. Das Viertel ist ja dann nicht komplett abgeriegelt, nur der der Weg ist dann mehrere Kilometer weit um drum herum zu fahren. Der Name Peace Wall deutet zumindest daraufhin, dass die Trennung für eine gewisse Befriedung gesorgt hat und die Hoffnung auf dauerhaften Frieden besteht.
Wir sprachen mit einem Stadtführer, der erklärte, dass man die Durchfahrtstore immer noch nachts schließen würde - wenn auch nur für wenige Stunden bis zum frühen Morgen. Die direkten Anwohner würden das aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen immer noch fordern. Man hofft das mit nachwachsender jüngerer Generation die Tore offenbleiben können oder die Mauer ganz verschwinden kann. Wenn man aber die immer wieder aufkeimenden Konflikte aus den Nachrichten erfährt, wird das wohl eine Illusion bleiben.
In beiden Stadtvierteln hat jede Gruppe für sich Gedenk- und Märtyrerplätze eingerichtet, wo an die Opfer der sinnlosen Gewalt erinnert wird. Es kommt einem so vor, als beschuldigt die eine Seite die andere und umgekehrt. Ich weiß also nicht ob da eine dauerhafte Ruhe überhaupt möglich ist. Da wäre zum einen das Bayardo Memorial an der Shankill Road im protestantischen Viertel, was an die Sprengung der Bayardo Bar durch die IRA 1975 erinnert. Zum anderen das Bombay Street Memorial oder das Clonard Märtyrer Memorial auf katholischer Seite, was an die Opfer und IRA-Kämpfer auf deren Seite erinnert.
Auf jeden Fall sehenswert sind die vielen Wandgemälde auf irischer Seite der „Mauer“ an der Falls Road. Für Irland und Nordirland wäre ja der Brexit die Chance auf eine Wiedervereinigung - aber das ist wohl zuviel Träumerei.