Wien im Herbst 2001
Wir reisten mit dem Pkw nach Wien. Als Route wählten wir die für uns Kürzeste durch die Tschechische Republik (Bahratal-Usti-Prag-Brno). Über die österreichische Grenze kamen wir irgendwo im Wald und erreichten die Stadt auf der Straße Nr. 7. In Wien, was verwirrend viele Straßen hat, besorgten wir uns dann sofort einen Stadtplan. Trotzdem drehten wir erst noch eine Ehrenrunde, weil man die Straßennamen auf der Karte gar nicht so schnell mitverfolgen kann und so schon wieder an der richtigen Abbiegung vorbei ist. Jedenfalls fanden wir dann unser Hotel, welches wir über Internet gebucht hatten (Hotel Praterstern, Mayergasse, 12.Bezirk). Das Hotel ist ohne weiteres empfehlenswert. Es hat nur einen Stern glaube ich, aber dafür ist es Ok. Die Zimmer sind recht schmal, wenn man sich für eines mit Bad entscheidet. Es gibt auch Zimmer ohne Bad, dann geht man halt auf den Gang ins Gemeinschaftsbad. Das Zimmer ist dann billiger. Ein DZ mit Bad kostete 2001 etwa 55 €, Frühstück vom Buffet inklusive. Die Lage ist noch als zentrumsnah einzuschätzen. Zu Fuß in die City dauert es ca. 30 min. Die U-Bahn Station ist 5 min entfernt, der Prater 10 min Fußweg. An diesem ersten Nachmittag war unser erstes Ziel der Prater. Dieser bekannte Park beinhaltet neben kilometerlangen Spazierwegen und Sportanlagen auch den Volksprater mit Achterbahn, Autoscooter und natürlich dem Riesenrad.
Damit fuhren wir eine Runde um einen ersten Überblick über die Stadt zu bekommen (€ 4,25). Die Kabinen ähneln kleinen Eisenbahnwaggons, in der Mitte steht eine Holzbank. Zwischen den normalen Kabinen sind auch so genannte Luxusabteile eingefügt die man mieten kann für 1 Stunde, mit oder ohne Essen oder fürs Picknick oder wie auch immer. Eine Runde Fahrt dauert 10- 15 min. Danach liefen wir noch ein Stück durch die Parkanlagen und steuerten das Hundertwasserhaus an, was nicht weit entfernt liegt. Das liegt ziemlich versteckt in einem engen Wohnviertel. Es sind Sozialwohnungen im Inneren und man kann nicht hinein. Die bunte, schräge Fassade macht aber was her. Ein nettes Café gibt es im ersten Stock auf einer Terrasse. Gegenüber in der Galerie werden Kunstdrucke zum Kauf angeboten. Für den Abend holten wir uns an der Hotelrezeption ein paar Tipps für Restaurants. Man findet in unmittelbarer Nähe des Hotels auch einige einfache aber gute Wiener Lokale.
Den ersten Besichtigungstag begannen wir mit einem Fußmarsch in die Innenstadt, den 1. Bezirk. Dort sind fast alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu finden. Die anderen Bezirke gruppieren sich spiralförmig um den ersten Bezirk. Der gotische Stephansdom am Stephansplatz ist wohl eines der bekanntesten Gebäude Wiens. Man kann dort u.a. auf den Südturm (mit Spitze, 373 Stufen) steigen, hat dort zwar die höhere Aussicht aber durch kleine, verschmutzte Fenster. Auf den Nordturm, ohne Spitze nur mit Turmhaube, fährt ein Fahrstuhl. Dort oben hängt die zweitgrößte Glocke Westeuropas, die Pummerin. Der Turm ist nicht mal so hoch wie der Dachgiebel, aber hat eine freie Plattform und man hat direkte Sicht auf das Dach aus glasierten Dachziegeln. Noch einen Blick in den prunkvollen Innenraum des Doms und wir machten uns auf einen ausgiebigen Spaziergang durch die Gassen von Wien. Erste Station war der Kapuzinerplatz mit der gleichnamigen Kirche. Dort befindet sich das kleine Café, ein wirklich kleines Café, wo man die guten Wiener Kaffeespezialitäten bekommt.
Unweit davon stießen wir auf ein Mozarthaus (Figarohaus, Domgasse). In einem Hinterhaus im ersten Stock ist eine Wohnung zu besichtigen wo W. A. Mozart mal gelebt und gearbeitet hat. Weiter ging's zur Universitätskirche und zur Griechisch-Orthodoxen Kirche. Dort gab es innen eine kleine Führung von einer alten Dame die dort aufpasst. Gleich nebenan ist das Griechenbeisl. Es soll das älteste Lokal Wiens sein. Für uns war es aber nicht das Richtige.
Wir stärkten uns stattdessen an einem der Wiener Würstelstände, wie man ihn am Hohen Markt findet. An diesen typisch wienerischen Imbissbuden gibt es z.B. die deftige gebratene Burenwurst und andere Spezialitäten. Für ein schnelles Essen zwischendurch ideal und auch von den Wienern selber gern besucht. Am Hohen Markt interessant ist die Ankeruhr, die an einer Verbindungsbrücke zwischen zwei Gebäuden zu sehen ist. Es handelt sich um eine Jugendstiluhr mit Figuren aus der Wiener Geschichte.
So, gestärkt gingen wir weiter durch die Straßen, vorbei am Schottenstift, dem ehemaligen Benediktinerkloster das 1155 gegründet wurde. Die Herrengasse führt an der Hofburg vorbei, die wir uns für den nächsten Tag eingeplant hatten. In dieser Straße findet man auch etliche der Wiener Kaffeehäuser, wo man sich für eine Weile niederlassen und die Füße ausruhen kann. Über die Einkaufsstraße Graben wo auch die Wiener Pestsäule steht, die wohl an die Opfer der Pest erinnert, kamen wir zum Neuen Markt mit dem Donnerbrunnen. Hier befindet sich die Kapuzinergruft, die letzte Ruhestätte der Habsburger. Särge und Sarkophage von Kaisern, Kaiserinnen und Erzherzögen stehen hier aufgebahrt. Nach dem Eingang erreicht man durch einen langen Gang die Treppe zur Gruft. Unten ist es relativ düster und kühl und es kommt ähnliches Gefühl auf. Stets mit Blumen geschmückt ist der Sarg von Kaiserin „Sisi“ Elisabeth. Oben kann man noch einen Blick in die Kapuzinerkirche werfen.
An der Augustinerstraße gleich beim Hotel Sacher, einem der drei Fiakerstandplätze, ließen wir uns von einem Kutscher zu einer Runde Fiaker „überreden“. Nein, aufdringlich sind die Kutscher wirklich nicht. Wir hätten vorher nie daran gedacht hier Fiaker zu fahren, irgendwie spießig könnte man denken. Aber wenn man schon mal hier ist und sich von dem Flair der Stadt anstecken lässt war das eine super Sache. Die Fahrt ging über die Ringstraße mit seinen Prachtbauten und durch das Zentrum, an der Hofburg vorbei wieder zum Ausgangspunkt. Angeboten werden überall gleich drei Touren verschiedener Länge, die längste war eine Stunde (€ 45,- etwa). Dann warfen wir noch einen Blick aufs Hotel und Café Sacher wo eine Menschenschlange davor auf freie Plätze im Café wartete. Direkt gegenüber liegt die Staatsoper mit seiner Renaissancefassade. Später fuhren wir kaputt und müde mit der U-Bahn ins Hotel. Den Abend ließen wir im Wiener Lokal Notenschlüssel im Johann Strauß Haus, unweit des Hotels ausklingen.
Den nächsten Tag begannen wir mit einer U-Bahn Fahrt ins Zentrum. Dort steuerten wir zuerst die Hofreitschule in der Hofburg an. Der Eingang befindet sich am Josefsplatz. Zu bestimmten Zeiträumen im Jahr kann man hier das Morgentraining der Lippizaner beobachten. Das ist in aller Regel zwischen 10- 12 Uhr möglich (Eintritt € 11,50). Da die Lippizanerschauen schon lange ausverkauft sind hat man da die Möglichkeit etwas von der Hohen Schule der Reitkunst in der großen Reithalle zu sehen. Diese ist zweistöckig und schon ein Erlebnis für sich. Dazu spielen sie bekannte Musik von Mozart, Beethoven und Schubert.
Anschließend besuchten wir die kaiserlichen Appartements in der Hofburg. Gleichzeitig kann man die Hofsilberkammer besichtigen. Eine Reihe von Räumen ist, im wahrsten Sinne des Wortes, voll gestopft mit Tafelsilber, -porzellan, -besteck des kaiserlichen Hofstaates. Beim Rundgang durch die Appartements sieht man die Räume wie sie Kaiser Franz Josef und „Sisi“ sie bewohnt haben, zusammen mit persönlichen Gegenständen und Bildern. Danach war es Mittag geworden.
Wir liefen über den Heldenplatz zum Maria Theresienplatz mit dem gleichnamigen Denkmal der früheren Kaiserin. Rechts und links davon stehen das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum, zwei deckungsgleiche Gebäude. Dann sind wir durch die Gassen des Spittelbergviertels gezogen bevor wir uns wieder am Würstelstand stärkten. Gegenüber war das kleinste Haus Wiens, Ecke Breite Gasse/Berggasse. Das Spittelbergviertel soll das frühere Rotlichtviertel gewesen sein. An diesem frühen Nachmittag bot sich ein ruhiges Bild. Die Gassen, teilweise verkehrsberuhigt, beherbergen hinter historischen Fassaden viele Gasthäuser und Lokale. Anschließend liefen wir die Gebäude der Ringstraße ab. Besonders imposant fanden wir das Parlament in Form eines griechischen Tempels mit der Pallas Athene Statue davor und das Rathaus von Wien mit seiner verschnörkelten Fassade und Turm, umgeben mit hübschen Parks.
Wir überquerten die Ringstraße und kamen an der Mölkerbastei noch an einem Haus vorbei, wo einst Beethoven wohnte oder wirkte, so wie man beim Bummel durch Wien ständig Häuser entdeckt wo berühmte Persönlichkeiten gewohnt oder gearbeitet haben. Zu erkennen sind diese immer an den rot-weißen Tafeln und Fähnchen am Haus wo alles erklärt wird. Nach einem gemütlichen Päuschen im Kaffeehaus fuhren wir mit der U-Bahn noch mal raus zum Schloss Schönbrunn. Die kaiserliche Sommerresidenz leuchtete im abendlichen Sonnenlicht. Wir spazierten durch den wunderbar gepflegten Park und stiegen hinauf zur Gloriette, einem Siegesdenkmal auf dem höchsten Punkt des Parkes mit schöner Aussicht.
Beeindruckend ist auch das Palmenhaus aus einer gewaltigen Stahl/ Glas- Konstruktion. Mit der U-Bahn ging's zurück Richtung Hotel. In der Nähe der Donau endete der Tag in einer urigen Wiener Kneipe. Den dritten Tag verließen wir Wien wieder, aber nicht ohne einen Stopp am Zentralfriedhof im Südosten der Stadt. Es ist der größte Friedhof in Wien, über drei Millionen Menschen haben hier Ihre letzte Ruhestätte gefunden. Besonders sehenswert sind die Grabstätten der Komponisten Beethoven, Schubert und Strauß. Auch führende Politiker Österreichs, Schauspieler wie Hans Moser oder Musiker wie Falco sind hier begraben. Viele Grabstellen sind prunkvoll ausgestattet. Leider gab es am Tor keinen Lageplan der wichtigen Grabstätten zu bekommen, so dass man sich auf die Suche machen muss. Manches ist auch ausgeschildert. Weiter ging die Fahrt ins Gebirge, um nach so viel Stadt und Kultur wieder Natur zu genießen.
Wem die hier beschriebenen Wege bekannt vorkamen, wir hielten uns in Wien wegen der knappen Vorbereitungszeit an Vorschläge des Merian live Reiseführers.