Normandie
Die Normandie ist ein Gebiet im Norden Frankreichs, es umfasst einen Teil der östlichen, französischen Kanalküste. Die Insel Mont-Saint-Michel liegt gewissermaßen auf der Grenze zur Bretagne - bzw. man streitet sich zu wem Saint-Michel gehört, zur Bretagne oder der Normandie.
Wir hatten uns den Campingplatz „Les Coques d'or“ ausgesucht, einen 4-Sterne-Platz mit kleinem Schwimmbad beim Örtchen Genêts zwischen Avranches und Granville an der Küste der Halbinsel Cotentin - Le Mont-Saint-Michel in Sichtweite. Dieser Platz ist auf jeden Fall weiterzuempfehlen, er bietet alle Annehmlichkeiten eines guten Zeltplatzes, liegt für viele Unternehmungen in der Normandie günstig gelegen und das gepflegte Schwimmbad ist natürlich ein gern genutztes Extra. In der Bucht von Saint-Michel sahen wir vor Flutbeginn eine Art Strandwache der örtlichen Feuerwehr patrollieren. Diese weist Badegäste, Spaziergänger und Angler auf die kommende Flut hin und fordert auf zurück zum Festland zu gehen. In der Tat ist Ebbe und Flut hier oben in einem Gebiet mit sehr hohen Tidenhub nicht zu unterschätzen. Aber das es sogar öffentliche Strandwache dafür gibt, ist schon bemerkenswert.
Kommen wir nun gleich zum touristischen Highlight der Region:
Le Mont-Saint-Michel
Seit einigen Jahren nun schon kann man nicht mehr mit dem Auto bis direkt vor die Insel fahren. Der Damm, der die Insel mit dem Festland verbindet, wird geöffnet, um das Wasser wieder die Insel umfließen zu lassen. Damit hofft man die Versandung der Bucht zu verringern. Der Zufahrtsweg führt dann auf Stelzen zum Felsen. Es ist aber ohnehin obligatorisch auf einen der großen Parkplätze auf dem Festland zu fahren und von dort die verkehrenden Shuttlebusse zu benutzen. Mit der Parkgebühr ist die Benutzung der Shuttlebusse auch kostenlos. Das ist sicher eine ganz gute Entscheidung. Eine andere Möglichkeit besteht noch mit dem Fahrrad von etwas weiter entfernt den Weg zu unternehmen. Das neue Besucherzentrum am Parkplatz bietet auch einiges an Informationen zu Mont-Saint-Michel und den geplanten Umbauten, sowie eine Toilette. Die Shuttlebusse verkehren den ganzen Tag bis spät abends und auf Wunsch auch in der Nacht (nach telefonischer Bestellung). Man sollte sich nicht durch den ganzen kommerziellen Touristenrummel vom Besuch abhalten lassen. Daher empfiehlt es sich den Besuch auf den (späten) Nachmittag zu legen, dann ist der größte Besucheransturm vorüber. Mont-Saint-Michel kostet an sich keinen Eintritt, nur die Abtei zu besuchen kostet 9,-€ (2013) Eintritt p.P. Das Kloster selbst kann man auch bis 18 Uhr besuchen und gegen 19 Uhr ist man dann fast alleine auf der Insel.
Auf dem Weg durch die Hauptstraße, der Grand Rue, locken zahlreiche Souvenirshops, Restaurants und kommerzielle Museen den Besucher an. Für diese „Museen“ wird ein Kombiticket angeboten (2013: 18,-€). Ohne diese Museen gesehen zu haben, würde ich behaupten: Das ist rausgeschmissenes Geld, das kann man sich sparen. Alleine schon die plakativen Werbetafeln sprechen eine deutliche Sprache und zeigen im Grunde schon alles was im Inneren zu sehen sein wird. Die Restaurants können wir nicht beurteilen. Wirklich sehenswert, und das ohne Einschränkungen, ist die staatliche Einrichtung - die Abtei mit der Kirche oben auf dem Felsen. Zu Beginn unseres Besuchs überzog ein Regenschauer die Insel, so dass selbst die große Kirchenpforte geschlossen wurde, weil es so stark stürmte. Man beginnt den Rundgang ganz oben in der Kirche und geht um und im Felsen wendelartig bergab. So durchquert man zahlreiche Räume und Gewölbe im Innern von Mont-Saint-Michel. Man bekommt Einblick in die Tagesabläufe der früheren Zeit uns merkt wie schwierig es war auf dem Felsen zu leben, als Beispiel sei das Hinaufziehen der Lebensmittel über eine steile Rampe genannt. Der Besuch ist eine wunderbare geschichtliche Erfahrung. Die Baukunst ist ebenfalls Bewunderung wert. Nachdem wir wieder ans Tageslicht kamen, hatte sich auch das Wetter gebessert und wir konnten nun fast gänzlich alleine die Anlage genießen und im Foto festhalten. Die Busfahrt zum Parkplatz kann man an dem Sperrwerk in der Flussmündung unterbrechen und hat dort einen schönen Blick zum Felsen. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz über die kleinen Küstenstraßen, bescherte uns der Sonnenuntergang noch fantastische Blicke aus der Ferne nach Mont-Saint-Michel. Wenn möglich sollte man auf jeden Fall auch aus der Ferne ein paar Blicke aus verschiedenen Perspektiven auf Mont-Saint-Michel erhaschen, eine wirklich beeindruckende Kulisse.
Landungsstrände der Normandie
Als Ort historischer Ereignisse und bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte, sollte man mal die Strände der Normandie besucht haben. Wir waren unsicher was uns dort erwarten würde, finstere Zeugnisse der Zeit, Vorbehalte der Bevölkerung den deutschen Touristen gegenüber, ...? Aber das Leben in den Orten entlang der Küste verläuft heute normal und die Menschen gehen auch baden und vergnügen sich an den Landungsstränden. Gerade die kleinen Orte an der Küste wurden arg in Mitleidenschaft gezogen, teilweise abgerissen um Platz für die Entladung der Militärgüter zu schaffen. Insofern haben die Einwohner in dem Küstenstreifen der Normandie schon eine Menge mitgemacht.
Wir besuchten Arromanches-les-Bains und das dortige Landungsmuseum. In Arromanches war der Landungssektor der britischen Streitkräfte, Gold-Beach. Der künstliche Hafen, der in Arromanches angelegt wurde, war einer von zwei solchen temporären Häfen. Man sieht heute noch die Überreste davon im Meer, die großen Betonkästen, die als Brandungsschutz dienten. Der Hafen von Arromanches ging allerdings nach kurzer Zeit in einem schweren Sturm unter. Davon berichtet u.a. auch sehr anschaulich das Landungsmuseum. Etwas oberhalb der Strandpromenade bietet sich ein guter Ausblick über den ganzen Strand. In Arromanches fiel die meiste alte Bebauung in Küstennähe der Landung zum Opfer, wenn sie nicht durch Beschuss schon beschädigt war, und wurde abgerissen.
Der große amerikanische Friedhof mit Gedenkstätte bei Colleville-sur-Mer war unser nächstes Ziel. Das ist ebenfalls ein sehr beeindruckender Ort. Mehr als 9000 gefallene Soldaten sind hier, oberhalb des Landungsstrandes der Amerikaner, Omaha-Beach, beerdigt. Akurat aufgereiht, steht für jeden Gefallenen ein Kreuz aus Marmor. Ein elektronisches Register bietet Nachfahren die Möglichkeit bestimmte Gräber zu finden. Das 2007 eröffnete Besucherzentrum gibt Raum für Erinnerung und Besinnung. Typisch amerikanisch geht hier aber nichts ohne pingelige Sicherheitskontrolle am Einlass. Das Gelände ist offizieller Teil der USA auf französischem Gebiet.
Ein weiteres Museum besuchten wir in Saint-laurent-sur-Mer, das Musée Mémorial d'Omaha Beach. Omaha-Beach ist der Strandabschnitt der amerikanischen Streitkräfte, der nur unter schweren Verlusten erobert werden konnte. Auch in diesem Museum werden wieder viele Fundstücke und Hinterlassenschaften aufbewahrt und präsentiert. Auch heute noch werden aus dem Meer oder aus den Vorgärten Sachen ausgegraben. Am Strand steht ein modernes Denkmal der Landung. Fast jeder Ort an der Normandieküste hat ein eigenes Museum, man könnte sagen: Hat man eines gesehen, hat man alle gesehen. Die Eindrücke verdichten sich und man kann am Ende des Tages nichts mehr aufnehmen. Es werden viele Geräte, hinterlassene Fahrzeuge, Panzer, Uniformen und viele Hintergrundinformationen präsentiert. Teilweise wurden auch neue Museen gebaut an verkehrsgünstig gelegenen Kreuzungen, wie an der Einfahrt zum amerikanischen Friedhof. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass man heutzutage die Geschichte der Landung mehr und mehr touristisch vermarktet. In allen örtlichen Touristeninformationen bekommt man sehr gute Broschüren mit Routenempfehlungen und Auflistung aller Denkmale und Museen.
Zum Abschuss besuchten wir La Pointe du Hoc. Auf dieser Landspitze befand sich eine deutsche Küstenbatterie, in strategisch wichtiger Lage. Beim Erklettern der Stellung vom Meer aus, durch das 2. Ranger Batallion, kamen sehr viele Soldaten ums Leben. Das Gelände wurde so belassen, wie man es vorfand. Es ist übersäht mit Einschlagskratern des Beschusses. Auch findet man noch Reste von den typischen Bunkern und Stellungen, wie sie im Atlantikwall gebaut wurden. Das Gelände kann als offenes Mahnmal ohne Eintritt besucht werden.
Abschließend kann man sagen: beeindruckende Orte der Geschichte, an denen das heutige Leben aber nicht vorbeigeht.
Avranches
Die Kleinstadt Avranches war 2013 Startort der 10. Etappe der Tour de France, dem Zeitfahren nach Mont-Saint-Michel. Neben allen möglichen Supermärkten zum Einkaufen der nötigen Dinge bietet die Stadt auch ein kleines Zentrum zum Bummeln. Die Kirche Notre-Dame-des-Champs ist sehenswert und der Park „Jardin des Plantes“ ist eine gepflegte Parkanlage mit der fantastischen Aussicht in die Bucht von Saint-Michel. Auch in diesem Ort gibt es ein Befreiungsdenkmal, das Patton-Monument. Benannt ist es nach General Patton einem Kommandeur der US-Army, dem Befreier Avranches.
Granville
Auf einem Felsen gelegen, thront die Altstadt Granville über der heutigen, modernen, geschäftigen Stadt. Eine große Straße zieht sich längs über das Plateau, mit einigen Seitengassen. Die ruhige Atmosphäre lädt zum Bummeln ein und es bieten sich Ausblicke auf die Stadt, den Ärmelkanal und den Hafen. Der große Hafen wird unter anderem von der Fähre nach Jersey genutzt. Als Personenfähre ohne Möglichkeit ein Auto mitzunehmen ist sie gut geeignet um einen Tagesausflug auf die Kanalinsel zu unternehmen.